Heimvorteil ausgenutzt!

23. Juni 2024 , Stefan Blümer

Zahlreiche Zuschauer erleben beim Heimspieltag des GC Essen-Heidhausen Spannung pur bis zum letzten Putt. Der Aufsteiger liefert sich ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen mit Spitzenreiter Hubbelrath und sichert sich am Ende den Sieg, der im Kampf um den Klassenerhalt am letzten Spieltag in Berlin noch vergoldet werden kann.

Essen – Aufsteiger GC Essen-Heidhausen war mit einen Schlag Vorsprung auf Spitzenreiter GC Hubbelrath in die abschließenden Einzel des vierten Spieltags der 1.Bundesliga der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf gestartet. Und genau dieser eine Schlag hatte auch am Ende Bestand, nachdem der letzte Putt gelocht war. 


Daniel Gelser war als letzter Essener noch auf der 18. Bahn unterwegs, als sein Team mit Rechenschieber und Ausschreibung am Grünrand ermittelte, dass zwei Putts reichen würden, um schlaggleich mit Hubbelrath nach Stechen die fünf Punkte für den Tagessieg zu kassieren.
Gelser hatte seinen Schlag ins Grün auf rund drei Meter an die Fahne gesetzt und schon da brandete lauter Jubel bei den Essener Golffans auf.
Der Putt lief dann wie auf Schienen und fiel zum Birdie. Die 69 (-3) war zwar nicht der tiefste Score des Tages, aber da auch Max Pieck mit diesem starken Ergebnis ins Clubhaus gekommen war, reichte es letztlich für den ersten Spieltagssieg in der 1.Bundesliga.
Thomas Werner, einer der beiden Kapitäne der Essener strahlte trotz der Mühen der vergangenen beiden Tage und meinte kurz und bündig: „Ich bin geflasht!“


Hubbelrath sicher dabei

Der GC Hubbelrath hat zwar den dritten Tagessieg verpasst, steht nun aber mit 18 Punkt uneinholbar an der Spitze der Nordstaffel und ist am letzten Spieltag, der am 20. und 21. Juli in Berlin steigen wird, nicht mehr zu verdrängen. Der Rekord-Final-Four-Champion steht mithin auch als erster Teilnehmer des Nordens für das große Finalturnier fest.
Auf dieses Final Four, das am 3. und 4. August im GC München-Riedhof ausgetragen wird, freut sich Hubbelrath-Coach Alexander Schmitt nicht zuletzt auch, weil es für ihn eine Premiere sein wird. Und auch die dreistündige Liveübertragung im Fernsehen, die vom Finalsonntag des großen Saisonhöhepunkts in Planung ist, ist eine zusätzliche Motivation.


Berlin, zwo, drei…

Hinter Essen-Heidhausen und Hubbelrath haben die übrigen Teams ebenfalls einen sehr spannenden Spieltag erlebt. Der G&LC Berlin-Wannsee sichert sich drei Punkte und hatte nur elf Schläge mehr in den Büchern als der Spitzenreiter. Timotej Formanek knallte in der dritten Runde eine starke 67 (-5) auf den Platz. Besser war an diesem Tag kein anderer Spieler gewesen. Mit diesem dritten Platz sicherte sich das Team aus der Bundeshauptstadt vor dem Saisonfinale auf heimischem Gelände den zweiten Platz in der Tabelle. Wannsee hat vor dem Heimspiel aber nur einen Punkt mehr und neun Schläge weniger auf der Habenseite, so dass sich auch der GC Hösel noch große Hoffnungen macht, in Berlin den Lucky Punch auf dem Weg zum Final Four zu landen, auch wenn in Essen die Berliner um sieben Schläge besser waren.


Schmidt überragend

Hösel war trotz eines alle überragenden Thomas Schmidt, der an diesem Wochenende insgesamt 16 unter Par blieb, in Summe nur drei Schläge besser als Rekordmeister Hamburg. Die Hanseaten waren wieder mit einer sehr jungen und unerfahrenen Mannschaft angereist und holen zum zweiten Mal in Folge nur einen Punkt. Damit fällt Falkenstein in der Tabelle sogar auf den letzten Platz zurück, hat aber die bessere Schlagbilanz auf der Habenseite. Für den Traditionsclub von der Elbe würde es zum Klassenerhalt reichen, wenn man sich in Berlin vor Essen platziert.

Somit ist in vier Wochen sowohl der Kampf um den zweiten Platz im Final Four, wie auch die Frage, wer 2025 erstklassig spielen darf und wer den bitteren Gang in Liga 2 antreten muss, offen und für reichlich Spannung auf der Anlage des ältesten Golfclubs Deutschland gesorgt. Nur Hubbelrath kann ganz entspannt nach Berlin fahren und sich dort schon mal für das Final Four einspielen.

Stimmen zum Spieltag

Wieder ist Thomas Schmidt bester Spieler dieses Wochenendes. Zweimal blieb er im Einzel fünf unter Par und im Vierer gemeinsam mit Marcus Toennessen ging es sogar bis auf sechs unter Par.
Einen Grund für die tiefen Runden hatte der Höseler schnell parat: „Mit Bergisch Land habe ich hier schon dreimal in der 2. Bundesliga gespielt. Natürlich gewöhnt man sich an den Platz und man kommt einfach von der Spieltaktik besser ins Spiel, besser vom Tee weg, besser in die Grüns rein. Du weißt, wo Du ein Grün mal verfehlen kannst. Erfahrung und Platzkenntnis helfen da sehr, weil es ein paar Tee-Schüsse gibt, an die vorsichtig rangehen muss. Andere kann man, wenn man sich wohlfühlt, aber trotzdem angreifen und da kommen dann die Birdies her, die ein anderer nicht macht. Im Grunde geht es hier aber vor allem darum, Bogeys zu vermeiden, Heute bin glücklicherweise bogeyfree geblieben. Birdies kann man hier genug machen, man kriegt genug Chancen, Aber die Bogeys zu vermeiden ist das, was einen guten Score dann ausmacht.“

Sacken lassen

Alexander Schmitt, Coach des GC Hubbelrath, war nach dem knapp verpassten Sieg mit der Leistung seines Teams nicht unzufrieden: „Wir freuen uns jetzt auf das Final Four und auch darauf, dass der Sonntag im Fernsehen zu sehen sein wird. Unser erstes, erklärtes Saisonziel war, das Final Four zu erreichen. Glückwunsch an die Gastgeber. Essen-Heidhausen hat wirklich eine starke Leistung geboten. Wir werden uns weiter intensiv vorbereiten und auch in Berlin in Bestbesetzung antreten. Ich freue mich ganz besonders, denn es wird mein erstes Final Four werden. Ich muss das gerade auch erstmal etwas sacken lassen. Der Platz hier hat einige Herausforderungen. Man muss aus der Teebox einige Targets treffen, teilweise hat man blinde Schläge, bei denen es hilft, wenn man Vertrauen in den Schuss hat, weil man ihn gut kennt.” 

Unbeschreiblich

Daniel Gelser, der mit dem letzten Schlag des Tages für Jubel bei den Essener sorgte, war von diesem Erfolg beeindruckt: „Das Gefühl ist unbeschreiblich. Ich wusste, dass zwei Putts gereicht hätten und wollte den Ball wirklich nur ans Loch bringen. Der Ball war auf der Linie und ist dann einfach gefallen. Man muss hier auf dem Platz gute Abschläge haben und auch auf den Grüns kann es schwer werden. Viel Breaks sieht man gar nicht. Wir wissen, wo wir hier die Bälle platzieren müssen und die anderen Mannschaften wissen das oftmals nicht so genau.“
Kapitän Malte Albers jubelte mit seinem Team ausgelassen und freute sich über den Erfolg: „Vor den großen Clubs der Liga den Sieg des Spieltags zu holen, ist für uns Gold wert. Die Jungs haben sich jetzt die Chance erarbeitet, in vier Wochen in Berlin das zu realisieren, was nach den ersten Spieltagen fast schon unmöglich erschien. Man hat hier am Spieltag gesehen, dass der Club für die 1. Bundesliga brennt. Wir haben organisatorisch und spielerisch mit diesem Spieltag gezeigt, dass wir in der 1. Liga wirklich mithalten können.“
Max Pieck, der erneut mit tiefen Scores überzeugend ablieferte hatte, war im Moment des Sieges noch fast sprachlos: „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, es war eine großartige Mannschaftsleistung. Der Heimvorteil auf diesem sehr anspruchsvollen Platz hat am Ende wohl tatsächlich den Ausschlag gegeben.“

Druck standgehalten

Mannschaftssprecher Hendrik Stoffel war mit dem Verlauf des Spieltags rundum happy: „Wir haben an diesem Wochenende bewiesen, dass wir genau da sind, wo wir hingehören, nämlich der 1.Bundesliga. Wir sind vor dem letzten Spieltag einen Punkt vor Hamburg und haben dementsprechend sehr gute Chancen, den Klassenerhalt zu schaffen. Wir haben an diesem Wochenende sehr solide Vierer und insbesondere in der Spitze richtig starke Einzel gespielt. Max Pieck hat wieder mit der tiefsten Einzelrunde überzeugt, nachdem er schon in Hösel mit einer sieben unter Par hervorragend gespielt hat.“
Besonders stolz macht die Essener, dem Druck standgehalten zu haben, denn Hubbelrath hatte nicht nachgelassen. „Wir haben hinten raus unter echt hohem Druck in einem sehr, sehr engen und spannenden Match gegen Hubbelrath die Nerven behalten und dann sogar noch auf dem letzten Loch mit dem Birdie den einen Schlagabstand geschaffen, obwohl auch der Gleichstand gereicht hätte. Für uns war dieser Spieltag natürlich überragend. Wir wollen uns bei allen Zuschauern und Sponsoren für die Unterstützung bedanken. Wir sind jetzt richtig heiß auf die Vorbereitung in Berlin-Wannsee. Einige Spieler kennen den Platz schon. Jetzt wird noch ein bisschen gefeiert. Dann gehen wir ab nächster Woche wieder an die Arbeit und bereiten uns auf den letzten Spieltagen am Wannsee vor“, so Stoffel.

Blaues Auge

David Hahn hatte als Coach des GC Hösel keinen ganz entspannten Spieltag durchlebt. Am Ende war er aber dennoch mit dem Ergebnis einverstanden: „Wir sind noch mit einem blauen Auge davongekommen. Wir waren Samstag und Sonntag eigentlich die ganze Zeit auf dem fünften Rang, aber es war immer sehr, sehr eng und so haben wir uns kurz vor Ende doch noch vor Hamburg geschoben. Gut für uns ist, dass Berlin nur eine Position vor uns liegt. Dadurch haben wir es in Berlin weiter in der eigenen Hand, ins Final Four zu kommen. Das ist immer noch ganz klar unser Ziel. Wir haben uns in Essen sehr schwer getan. Glückwunsch an Heidhausen zum Sieg. Die Essener hatte das sehr früh angekündigt und dann auch wahr gemacht. Glückwunsch auch an Hubbelrath und an Alex Schmitt zum vorzeitigen Einzug ins Final Four. Das wollen wir denen noch nachmachen!“

Nicht viel verändert

Für Felix Katzy war das wichtigste Ergebnis dieses Spieltag, dass sich an der Konstellation im Kampf um den Aufstieg ins Final Four nichts wesentliches geändert hat. Der Coach des G&LC Berlin-Wannsee blickte schon kurz nach dem letzten Putt lieber wieder voraus: „Ich war positiv vom Platz überrascht. Ich denke, dass es schon ein Nachteil ist, wenn man nicht aus der Gegend kommt und den Platz vorher nicht so oft spielen kann. Ich bin aber nicht unzufrieden, weil wir jetzt zu Hause alles selbst in der Hand haben.“

Hanseatisch gelassen

Christian Niemietz blieb als Kapitän des Hamburger GC gelassen, auch wenn seine Mannschaft ohne einige Stammspieler erneut nur einen Punkt mit nach Hause nimmt: „Positiv war, dass es insgesamt alles sehr eng war. Wir hatten lange schon nicht mehr einen Spieltag, an dem von Platz 1 bis Platz 5 alles so eng war. Leider haben wir das kürzere Ende gezogen. Wir werden mit dieser Mannschaft daraus lernen. Ich gehe davon aus, dass wir beim Spieltag in Wannsee stärker auftreten werden und den Kopf dann wieder nach vorne strecken.“

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