Informationen aus dem Greenkeeping

07.01.2021

Sehr geehrte Mitglieder des GCEH,

das Greenkeepingteam wünscht Ihnen ein gutes Jahr 2021!

Heute habe ich folgende Themen für Sie:

• Winterschäden und deren Ursachen
• Wetter 2020
• Wohin mit den vielen Blättern?

Schneeschimmel
Allgemeine Ursachen sind der Grasbestand (Zusammensetzung der Grasarten, Dichte des Bestandes), Oberflächenfeuchte, Versorgungsmangel oder Überversorgung mit Nährstoffen im Herbst, Zusammensetzung des Bodenlebens, Bodenaufbau (vor allem die Filzmasse), mechanische Belastungen, welche die Blätter verletzen.

Unsere Grüns sind mittlerweile überwiegend ca. 50 Jahre alt. Da der Schneeschimmel seine Sporen in der oberen Bodenschicht hinterlässt, hat sich über die Jahre eine große Menge an Sporen angesammelt. In den bodennahen Aufbauten unserer Grüns fühlen sich diese wohl, weil diese an der Oberfläche vergleichsweise schlecht abtrocknen und die Sporen somit im Herbst genug Feuchte haben um zu keimen. Somit haben wir auf diesen Grüns schnell einen relativ hohen Pilzdruck. Der zweite Punkt, warum der Schneeschimmel es schafft die Gräser zu infizieren, liegt am Gräserbestand. Aufgrund des Bodenaufbaus und der teils zu schattigen Lage der Grüns hat die Grasart Poa Annua immer einen Standortsvorteil und bildet damit durchschnittlich ca. 40% des Bestandes. Diese Grasart ist jedoch besonders anfällig für Pilzinfektionen.

Was tun wir gegen den Befall?
Um einen Pilzbefall zu mindern gibt es zwei Wege: Fungizide spritzen, welches das Bodenleben zerstört oder die Gräser über die Verbesserung des Bodenaufbaues und des Bodenlebens stärken.
Das Spritzen von Fungiziden wurden in Heidhausen, wie auf den meisten Anlagen, über Jahrzehnte praktiziert.

Diese Methode hat folgende Nachteile:
• Es stehen nur noch wenige Fungizide zur Verfügung. Damit steigt das Risiko von Resistenzen gegen die Mittel. Zudem bestehen in anderen EU-Staaten bereits Verbote für das Ausbringen von Fungiziden auf Sportanlagen. Auch bei uns ist dieses Szenario wahrscheinlicher geworden.
• Die gesetzlichen Auflagen zum Spritzen von Fungiziden sind erheblich verschärft worden, so muss z.B. die Anlage für den Publikumsverkehr gesperrt werden, Grüns die an Gewässer grenzen, wie auf Bahn 6 Hespertal oder 9 auf Schauinsland, dürfen nicht behandelt werden.
• Die Anzahl der Anwendungen sind durch das Pflanzenschutzgesetz und aufgrund der Anwendungsbedingungen begrenzt. So müssen die Mittel nach ca. 3 – 6 Wochen erneut gespritzt werden (je nach Witterung). Dafür benötigt man aber Bedingungen, welche im Winter selten vorzufinden sind, wie Trockenheit, Windstille, Befahrbarkeit.
• Das Spritzen führt durch die oben genannten Umstände zu einem geringen Erfolg.
• Spieler fühlen sich auf mit Giften behandelten Grüns weniger wohl und es führt zu einer Imageverschlechterung der Anlage.
• Gefährdung der Mitarbeiter, die mit konzentrierten Gefahrstoffen umgehen müssen.

Die Erfahrung auf unserer Anlage hat gezeigt, dass das Spritzen von Fungiziden den Befall mit Schneeschimmel nur geringfügig mindern kann. Das liegt daran, dass sich über die Jahre Resistenzen gebildet haben und das Nachspritzen im Winter sehr uneffektiv ist.
Fungizidanwendungen sind in den letzten Jahren meist einmal im Jahr, im Sommer, nötig geworden, um den Dollarspot zu behandeln. Dieses ist eine sehr aggressive Pilzinfektion, welche sich vor allem in heißen Sommern schnell ausbreitet und zum Absterben der Gräser führt.
Den Schneeschimmel behandeln wir seit mehreren Jahren nicht mehr mit Fungiziden, sondern versuchen so gut es geht, die Grünsaufbauten zu verbessern, indem wir durch verschiedenste Maßnahmen das Bodenleben fördern. Im Frühjahr sähen wir die Schadstellen nach und versuchen durch langsames Anregen des Wachstums und durch Besandungen möglichst schnell treue Grüns herzustellen.

Wetter
Wieder hatten wir ein sehr trockenes Frühjahr und einen trockenen Sommer. Die regelmäßigen Herbstniederschläge sollten nicht darüber hinwegtäuschen. Öfter habe ich gehört, dass das Jahr insgesamt deutlich feuchter war, als das letzte. Deshalb schreibe ich mir die Niederschlagsmengen meiner Wetterstation seit Jahren auf, um die Lage objektiv beurteilen zu können.
Bis 2017 lagen wir bei jährlichen Niederschlagswerten von 850-960mm. Dabei waren die Niederschläge etwas 50%:50% auf die Monate April-September und Oktober-März aufgeteilt. Seit 2017 liegen die Niederschläge zwischen 600mm und 850mm, wobei sich die Verteilung stark verschoben hat. So lagen diese durchschnittlich bei 35%:65%. Das bedeutet, dass die Gesamtniederschläge der drei letzten Jahre niedriger waren und die Sommer weniger vom Gesamtniederschlag abbekommen haben!
Dieses Jahr hatten wir übrigens ca. 710mm, in 2019 waren es ca. 840mm und in 2018 waren es nur ca. 610mm.

Wohin mit den ganzen Blättern?
In den Monaten Oktober-Dezember beschäftigen wir uns zu einem großen Teil mit der Beseitigung von Blättern. Das dient natürlich dem Spielbetrieb, damit die Bälle gefunden werden können, aber auch der Platzpflege. Die Blätterauflagen auf den Fairways würden den Würmern als willkommenes Futter und Baumaterial für ihre Gänge dienen und die Erdauswürfe der Würmer auf Dauer erhöhen. Außerdem Verhindert die Auflage das Abtrocknen der Oberfläche und führt zu einem erhöhten Pilzbefall der Flächen und bei dicken Auflagen auch zum Absterben der Gräser und einem erhöhtem Kräuterbefall.
Also werden so viele Blätter wie möglich entfernt. Dazu wird ein Teil der Blätter, sofern es sich arbeitstechnisch anbietet, in die Waldgruppen geblasen. Allerdings versuchen wir das möglichst zu umgehen. Viele Blätter in den Waldrandzonen führen zu einem stark erhöhtem Stickstoffeintrag und in der Folge zu einem starken Bewuchs mit Stickstoffliebenden Pflanzen wie der Brennnessel. Deshalb sammeln wir, sofern es trocken genug ist, die Blätter mit einer Sammelmaschine und lagern diese an vier Stellen auf dem Platz. Teilweise werden sie dort kompostiert. Ein großer Teil der Blätter aus dem oberen Teil des Platzes wird auf dem Parkplatz zwischengelagert und dann entsorgt.

Bleiben Sie gesund,

Ihr Greenkeepingteam